Ein italienischer Literaturabend in Bartholomä
16.10.2023
Elsa Morante: Arturos Insel
Einer vielgeschätzten Tradition folgend lud auch dieses Jahr der Partnerschaftsverein Bartholomä zum italienischen Literaturabend
ein.
Die Vorsitzende der Amici die Casola, Bettina Ritz, konnte in der voll besetzten Bücherei zahlreiche Gäste zu der in Zusammenarbeit
mit der Volkshochschule und der Dorfbücherei organisierten Veranstaltung begrüßen und freute sich, dass durch die Lesungen viele
Bartholomäer Bürger Zugang zu italienischer Literatur bekommen und die deutsch-italienische Freundschaft weiter belebt wird.
Frau Angelika Huber-Sommer las aus dem 1957 erschienenen Roman "Arturos Insel" von Elsa Morante, einer der wichtigsten
Schriftstellerinnen der italienischen Nachkriegsliteratur.
Die Geschichte spielt zwischen den beiden Weltkriegen auf der Neapel vorgelagerten Insel Procida, einer Nachbarinsel von Ischia.
Der dreizehnjährige Arturo lebt hier mehr oder weniger auf sich alleine gestellt, seine Mutter verstarb bei seiner Geburt und sein
Vater ist meistens abwesend. Eines Tages bringt die Fähre eine junge, nur kaum ältere Stiefmutter ins Haus. In der Furcht, den
ohnehin kaum gegenwärtigen Vater zu verlieren, begegnet ihr Arturo mit offener Ablehnung – bis er plötzlich begreift, dass
das Unmögliche geschehen ist: Er hat sich in seine Stiefmutter Nunziata verliebt, die jedoch ihrem Ehemann treu ergeben ist.
Der junge Arturo ist auf der Suche nach der eigenen Identität und kämpft verzweifelt und trotzig um Liebe und Anerkennung, vor
allem um jene seines Vaters Wilhelm Gerace. Die Enttäuschung ist umso grösser, als Arturo merkt, dass Wilhelm ihm die Vaterliebe
verweigert und einen jungen kriminellen Homosexuellen bevorzugt. Bei Ausbruch des zweiten Weltkrieges verlässt Arturo zum ersten
Mal die Insel, auf die er nie wieder zurückkehren wird, und zieht in den Krieg.
Claudia Moser dankte Frau Huber-Sommer für die Lesung des Romanes und lobte ihr großes Geschick, durch die Auswahl der genau
richtigen Textstellen, den faszinierenden Roman der Leserschaft zu erschließen. Sie präsentierte ein Italien in farbenprächtigen
Bildern, das Erwachsenwerden des jungen Arturo, das Erwachen der Sexualität bis zum Weggang aus der vertrauten Umgebung –
alles im engen sozialen Rahmen einer Insel und eines kleinen Dorfes. Stoff genug, um 1962 als "Insel der verbotenen Liebe" verfilmt
zu werden.
Bei gemütlichem Zusammensein wurde mit italienischen Köstlichkeiten noch lange über das Buch diskutiert. Der Bücherei übergab der
Partnerschaftsverein ein Exemplar des Buches und die Spenden, die statt eines Eintrittes gesammelt wurden.